Ein Hauch von Harry-Potter liegt in der Luft. Ich fühle mich wie ein kleiner Zauberlehrling, als ich am Montagmorgen meine weinrote Robe bekomme. Dieser Dress-Code ist im International Meditation Resort in Pune Pflicht – um Ablenkungen zu verhindern und ein Gemeinschaftsgefühl unter den Meditierenden zu erzeugen.
Knapp einen Monat wollen Suva und ich im Osho Resort verbringen. Sie war vor 16 Jahren zuletzt dort, für mich ist es das erste Mal. Los geht es mit der Welcome-Tour: Nachdem wir uns eine halbe Stunde lang die Seele aus dem Leib getanzt haben, wird unserer Gruppe die Dynamische Meditation und die Kundalini Meditation erklärt.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was mich erwartet: Denn gehört hatte ich schon viel. In den 80er Jahren war der Ort eine Hippie-Community, in der alles möglich war: Von freier Liebe bis zu wilden Prügeleien in den Encounter Gruppen, wie beispielsweise der ehemalige Stern-Journalist Jörg Elten in seinem Buch „Ganz entspannt im Hier und Jetzt“ beschreibt.
Grüne Oase
Der erste Eindruck, den ich bekomme, ist sehr friedlich: Mit riesigen Palmen, Bambus-Stauden, die 20 Meter weit in den Himmel ragen, Papageien und zwei Pfauen kommt mir der Ort wie eine grüne Oase vor. Man hat gar nicht das Gefühl in Indien zu sein. Es ist ein Schutzort vor Lärm und Abgasen, denen man ansonsten nicht entfliehen kann. Pune (ehemals Poona) ist immerhin eine der größten Städte Indiens.
Allein der Weg zum Resort gestaltet sich als große Achtsamkeitsübung. Um die Northern Main Road zu überqueren, muss man eine kleine Lücke im Meer laut hupender und rasender Auto- und Motorradfahrer abpassen. Es gibt zwar einen Zebra-Streifen, auf die Idee wegen einem Fußgänger anzuhalten, würde in Indien aber niemand kommen.
Meditieren in der Pyramide
Die meisten der Meditationen finden im Auditorium, einer schwarzen Pyramide statt. Mit großer Ehrfurcht laufe ich zum ersten Mal über den Steg, um an der Kundalini-Meditation teilzunehmen. Die Pyramide ist definitiv ein Kraftort. Nach wenigen Augenblicken in Stille fließen mir die Tränen und ich weiß noch nicht einmal, warum.
Zum täglichen Highlight wird für uns die Abendmeditation: Wie ein Geisterheer strömen jeden Tag um halb sieben Hunderte von Meditierenden in die Pyramide. Wenn alle versammelt sind, beginnt die Party. Eine Live-Band spielt rockige Klänge. Bevor meditiert wird, wird erst einmal ausgiebig getanzt. Dann plötzlich endet die indische Musik- in abrupter Stille, die so dicht ist, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.
Drei Gongschläge zerreißen nach einiger Zeit die Stille. So laut, dass ich fast von meinem Sitzkissen falle. Die Leinwand fährt herunter und der Osho-Diskurs beginnt. Am Anfang fällt es mir schwer, sein indisches Englisch zu verstehen. Später erfahre ich, dass es gar nicht so auf den Inhalt von Oshos Worten ankommt, sondern die Stille zwischen den Worten.
Osho bleibt versteckt
Abgesehen vom Abenddiskurs und Bookshop laufe ich Osho im Resort erstaunlich selten über den Weg. Zu meiner Überraschung finde ich keine Bilder oder Statuen mehr auf dem gesamten Gelände. „Statt um Osho soll es um die Osho-Erfahrung gehen“, erklärt mir Anandadas, der die Pressearbeit für das Resort übernimmt. Resort-Besucher, die noch nicht zu Oshos Zeiten dort waren, sollten nicht das Gefühl haben, zu spät gekommen zu sein. Die Erfahrung, die Osho vermitteln wollte, könnten sie immer noch machen.
Ein riesiger Pool, Saunen, Yakuzzi und Tennisplätze gehören dafür jetzt mit zum Inventar. Die Meditierenden sollen es sich gut gehen lassen und auch die körperlichen Bedürfnisse des modernen Menschen sollen nicht zu kurz kommen. In drei Restaurants werden ausgewählte leckere Snacks serviert – auf Wunsch auch vegan und glutenfrei natürlich. Mit der Askese, die man in einem typischen indischen Ashram erlebt, hat das Resort wirklich nicht mehr viel zu tun.
Zorbas, der Buddha
„Osho wollte vermitteln, dass sich Meditation und Freude am Leben nicht ausschließen müssen“, erklärt Amrito, der frühere Leibarzt Oshos. Die Lebensfreude wird vielleicht am besten durch Zorbas, im gleichnamigen Film „Zorbas, der Grieche“ dargestellt. Würde Buddha heute leben, seine Geschichte würde vermutlich anders aussehen als vor 2.500 Jahren, meint Amrito. Das Ideal wäre daher Zorbas, der Buddha – eine Mischung zwischen beiden Charakteren.
Diese Lebensfreude begegnet mir im Resort bei vielen Gelegenheiten: Beispielsweise beim Bollywood-Tanzen, wenn hundert rot berobte Tänzer zu indischer Live-Musik völlig ausflippen. Oder wenn Osho, am Ende seiner abendlichen Video-Diskurse wieder einen schmutzigen Witz erzählt. So lustig war Meditation schon lange nicht mehr.
Meine härteste Meditation
Doch Osho kann auch ganz schön anstrengend sein. Diese Erfahrung mache ich, als ich den Entschluss fasse, eine Woche lang dynamische Meditation durchzuziehen. Der erste Tag ist ein Desaster: Sechs Uhr morgens ist definitiv nicht meine Zeit. Bei der Hälfte der Zeit versagt die Stimme, die Beine sind schwer wie Blei. Während der Stop-Phase sinken nicht nur meine Arme zu Boden, sondern mein gesamter schweißnasser Körper. Ich bin völlig erschöpft und mir ist schlecht.
Die nächsten Tage werden glücklicherweise besser. Während der Stop-Phase habe ich die Erfahrung absoluter Stille. Am Ende der Woche gelingt es mir sogar, meine Arme oben zu halten und obwohl ich morgens so früh aufstehe, gibt mir die dynamische Meditation viel Energie. Ich genieße es, in den Abgrund meiner Gefühle einzutauchen, während der zweiten Phase zu schreien, zu lachen und zu weinen, was das Zeug hält.
Unkonventionelle Methoden
Meditation muss nicht immer in Stille stattfinden. Gerade die aktiven Meditationen wie die dynamische und die Kundalini-Meditation inspirieren mich sehr. Jeden Tag hat der Resort-Besucher die Auswahl zwischen zehn unterschiedlichen Meditationen. Viele beinhalten Bewegung und Tanz. Am Anfang kommt mir das noch merkwürdig und komisch vor, doch bald genieße ich es sehr.
Um vom Zustand des Geistes zum No-Mind zu gelangen, hat sich Osho allerlei verrückte Dinge einfallen lassen: Sehr lustig finde ich das Gibberisch. Dabei nutzt man eine Phantasiesprache, um sich alle Ängste, Wut, Sorgen und Gedanken von der Seele zu brabbeln.
Eines meiner persönlichen Highlights ist die Teilnahme an der Gruppe „Emotional Freedom“. Hier geht es darum, unterdrückte Emotionen loszulassen. Das tun wir, indem wir laut schreien und auf Kissen einschlagen. Der Raum ist schallisoliert und gut gepolstert, so dass ich wie in einer Gummizelle ausrasten, schlagen, treten und schreien kann, solange ich dazu Kraft habe.
Mein Fazit
Die Zeit in Pune hat mich sehr bereichert – besonders inspiriert haben mich die aktiven Meditationen und die Arbeit mit unterdrückten Gefühlen. Wer gern meditiert, findet im Osho International Meditation Resort einen wunderschönen (nicht unbedingt günstigen) Ort für eine persönliche Auszeit.
Wenn Du Osho Meditationen ausprobieren möchtest und es kurzfristig nicht nach Indien schaffst, kannst Du Dir über das kostenpflichtige Online-Programm iOsho Meditationen und Audio-Diskurse herunterladen.
Wenn Du Meditation lernen möchtest oder bereits Meditationserfahrung hast und tiefer gehen möchtest, habe ich einen Veranstaltungstipp für Dich:
Reise nach Innen, Silvester-Retreat 29.12.17-1.1.18
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In diesem Bodywork- und Meditations-Retreat lernst Du verschiedene praktische Techniken, um Deinen Kopf zur Ruhe zu bringen und Stress loszulassen.
Auch wenn Du bisher gar keine oder wenig Meditationserfahrung hast, wollen wir Dir vermitteln, dass Meditieren leicht ist und Freude bringt. Denn wir zeigen Dir fundiert und einfühlsam, dass es auch Dich unterstützen kann, nämlich darin:
- zentrierter und achtsamer zu leben
- mehr Kraft und Klarheit zu finden
- Energieblockaden loszulassen
- neue Erfahrungen, Erkenntnisse und Inspiration zu sammeln
Text: Tobias Frank, Fotos: OIMR
Links:
Osho International Meditation Resort
Dynamische Meditation im Video
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