Kürzlich im Supermarkt: Zeitgleich mit einem alten Mann komme ich an der Kasse an.
Der alte Mann drängelt sich vor (offenbar hat er es eilig) und stellt bestürzt an der Kasse fest, dass er sein Geld vergessen hat.
„Ich dummer Idiot“ beschimpft er sich. Dann verschwindet er nach Hause und sein Einkauf bleibt auf dem Band liegen.
Die Art und Weise, wie er mit sich spricht und umgeht, tut mir körperlich weh.
Selbstkritik und Selbstverurteilung ist etwas, mit dem viele Menschen zu kämpfen haben. Du auch?
Dass wir irgendwann Fehler machen, scheint unvermeidlich. Doch Leiden ist optional.
Es wird nicht besser, wenn Du bei jeder Gelegenheit hart mit Dir ins Gericht gehst – wie der alte Mann im Supermarkt.
Denn Leiden entsteht durch die Identifikation mit Deinem Verstand.
Mein Lieblingsautor Michael Singer schreibt in seinem lesenswerten Buch „Die Seele will frei sein“: Unser Verstand sagt täglich Dinge zu uns, die wie uns von keinem anderen Menschen sagen lassen würden.
Wenn ein Freund uns so verurteilen würde, wären wir nicht lange mit ihm befreundet. Doch egal, welchen Müll uns die plappernde Stimme im Kopf erzählt – wir glauben ihr jedes Wort.
Diese Unterwürfigkeit gegenüber unserem Verstand hat ihren Preis. Unsere Gesellschaft ist geisteskrank geworden wie Eckhard Tolle es ausdrückt.
Und während die Schulmedizin in der Lage ist, die komplexesten Krankheiten des Körpers zu heilen, steht sie der wachsenden Zahl seelischer Erkrankungen wie Burnout und Depression hilflos gegenüber.
Der Psychologe David Burns ist fest davon überzeugt, dass Selbstkritik und eine stark negativ verzerrte Selbstwahrnehmung Hauptursache von Depression sind.
Hilfreicher als Antidepressiva ist es für ihn einen heilsamen Selbstdialog zu kultivieren. Er schlägt dazu eine interessante Therapie vor: Mit sich selbst wie einem guten Freund zu sprechen.
Du kannst es ausprobieren. Wenn Du das nächste Mal einen Fehler machst, negative Gedanken auftauchen oder Du abwertend mit Dir sprichst, halte kurz inne und frag Dich:
Sind diese Gedanken wahr?
Wie würdest Du selbst mit jemand anders sprechen, wenn ihm oder ihr das gleiche passiert wäre?
Wie würdest Du diesen Menschen trösten, ihm Mut machen und das Gefühl geben, dennoch geliebt und angenommen zu sein.
Probiere es gerne aus – auf der Arbeit, in der Familie, Deiner Beziehung oder auf der Thai Yoga Matte.
Und lass Dich überraschen, was sich allein dadurch verändert!
PS: Von vielen Ausbildungsteilnehmern weiß ich, dass die Thai Yoga Ausbildung ein Game Changer war, Selbstverurteilungen loszulassen und ein liebevolles Verhältnis zu sich selbst zu kultivieren.